Seiteninhalt

Ehemalige jüdische Gemeinden

Auszug aus der Einleitung des Buchs "Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern"

(Herausgeber: Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, Autor: Israel Schwierz)


"Ein kurzer Abriss der Geschichte der jüdischen Gemeinden gibt uns heute Kunde darüber, dass Juden in Bayern schon sehr lange ansässig sind - länger als manch eine andere Volks- oder Religionsgruppe: Nachweislich wohnten bereits im 10. Jahrhundert Juden in Bayern.

Hier wirken sie bis zum 19. Jahrhundert mit recht wechselndem Geschick. Zeiten relativer Ruhe folgten - bis in unser Jahrhundert hinein - immer wieder blutige Unruhen, die oft Ausweisungen zur Folge hatten und nicht selten in der physischen Auslöschung ganzer Gemeinden kulminierten.

Ab 1933 begann die systematische Zerstörung der jüdischen Kultur und die erst allmähliche, dann immer stärker werdende Eliminierung der Juden aus allen Lebensbereichen in Bayern, die schließlich zur Deportierung eines Großteils der hiesigen Juden nach Theresienstadt, Riga, Lublin Piaski, Izbica und Auschwitz und zu ihrer grausamen und unmenschlichen Ermordung in den deutschen Konzentrationslagern führte. Diese Ausrottungspolitik brachte das Ende der traditionsreichen Gemeinden in Bayern."

Unterfranken war der am dichtesten mit jüdischen Mitbürgern besiedelte Regierungsbezirk. Die 29 bekannten, ehemaligen jüdischen Gemeinden im Landkreis Würzburg geben Zeugnis, dass auch in unserem Landkreis jüdisches Leben aktiv stattgefunden hat und zu unserer Heimatgeschichte und Kultur gehört."

Die ehemaligen jüdischen Gemeinden befanden sich in

Acholshausen

Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestand in Acholshausen eine kleine selbständige Jüdische Gemeinde.

Zu ihrem Besitz gehörten eine Synagoge und ein Ritualbad. Die Synagoge, die man erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut hatte, war nur wenige Jahrzehnte in Benutzung. 1919 führte die immer geringer werdende Mitgliederzahl zum Anschluss an die jüdische Gemeinde von Gaukönigshofen.

1933 wohnten noch sechs jüdische Bürger im Ort. Bis 1938 verließen vier Personen das Dorf, drei davon zogen in die Nachbargemeinde Gaukönigshofen. Die beiden letzten jüdischen Einwohner, ein Landwirt und ein Metzger mit seiner Ehefrau, versuchten nach den Ereignissen im November 1938 in die USA auszureisen. Ihre Auswanderungsanträge fanden seitens der Verwandtschaft der Frau aus den Staaten Unterstützung beim amerikanischen Konsulat in Stuttgart. Doch alle Zusicherungen und Bürgschaften der amerikanischen Verwandtschaft waren vergeblich. Am 24. März 1942 wurde das Ehepaar mit weiteren Juden aus Gaukönigshofen nach Izbica bei Lublin deportiert.

Die Synagoge, die 1938 der Verwüstung zum Opfer fiel, obwohl sie zu dieser Zeit nicht mehr für gottesdienstliche Zwecke genutzt wurde, brannte bei einem Luftangriff 1944 bis auf einige Mauerreste nieder. Heute sind nur noch Trümmerreste vorhanden.

Standort:
Obere Gasse 1

Besonderheiten:
Fenster erhalten; Überreste der Mikwe erhalten.

Quelle: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

Allersheim

Hier existierte ab der Hälfte des 17. Jahrhunderts bis 1910 (nach mündlichen Angaben eines 1987 lebenden Zeitzeugen; andere Quellen sprechen von der Jahrhundertwende als Auflösungsdatum) eine Jüdische Gemeinde.

Sie besaß ein Bethaus mit Schulräumen. Synagogen- und Unterrichtsräume waren in einem alten Gebäude, dessen Erbauungsdatum unbekannt ist, untergebracht, das 1914 oder 1915 verkauft wurde. Dieses Gebäude ist heute nicht mehr erhalten. Übriggeblieben sind lediglich einige Mauerreste, die lange Zeit gut erkennbar und sichtbar Teil einer Garage waren. 1987 wurde dann diese Garage verputzt, so dass heute nichts mehr zu sehen ist.

Standort:
Hauptstraße 3 (Garage)

Lage des Friedhofs:
Südlich des Ortes in der Gemarkung „Am Judengarten“

Standort:
Von Allersheim fährt man in Richtung Gützingen; nach einer Linkskurve, kurz vor der darauffolgenden Rechtskurve, kann man den Friedhof, ca. 200 m von der Straße entfernt, gut erkennen. Es führt ein Feldweg direkt bis an das Haupttor.

Zustand:
Ordentlich

Allgemeine Übersicht:
Angelegt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts; Bezirksfriedhof für ca. 20 jüdische Gemeinden; Beton- bzw. Kalksteinmauer rund um den Friedhof; zwei Tore, ein Türchen; Fläche von 3 ha; ca. 2000 Grabstellen vorhanden und noch gut erkennbar; Aufteilung in 3 Teile: sehr alter Teil, alter Teil und neuerer Teil. Ursprünglich wurde der „alte Friedhof“ (= sehr alter und alter Teil) um den „neuen Friedhof“ (= neuer Teil) erweitert; links des Nordtores (= Haupteingang) relativ große Tahara-Halle (1929 errichtet, 1983 renoviert); der „alte Friedhof“ ist sehr dicht mit Bäumen und Sträuchern bewachsen, dort sind aber auch sehr schöne, alte, nur hebräisch beschriftete, einheitlich wirkende Grabsteine; im „neuen Teil“ verschiedenartige Grabsteine, zum Teil mit hebräischer und deutscher Beschriftung; der Friedhof wurde 1942 offiziell geschlossen, die letzte Bestattung (Otto Mannheimer, s.A.) fand 1967 statt.

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Aub

Hier existierte ab dem 13. Jahrhundert - möglicherweise aber auch schon früher - bis 1939 eine Jüdische Kultusgemeinde.

Bereits zum Zeitpunkt ihrer Gründung hatte sie unter Verfolgungen und Pogromen zu leiden:

1298 wurde sie bei der „Rindfleisch-Verfolgung“ fast ausgerottet, 1336 anlässlich der „Armleder-Verfolgung“ stark dezimiert. Die Juden in Aub mussten auch sehr unter dem Geschehen des 30jährigen Krieges leiden.

Bereits im 16. Jahrhundert besaß die Kultusgemeinde – damals Sitz eines größeren Rabbinats – eine Synagoge, eine Mikwe und eine Jeschiwa (= Talmudhochschule), die Rabbiner Elieser Lippmann s.A. leitete. 1632 wurde ein kleiner Friedhof eingerichtet.
Das Bethaus wurde 1744 verlegt, 1745 erbaute man dann eine neue Synagoge (renoviert 1927) mit einem Schulraum über dem Synagogenraum. Da der Friedhof zu klein war, wurde ihm schräg gegenüber ein neuer Friedhof eingerichtet, der 1923 mit einer Mauer umgeben wurde. In diese Mauer, von einem wohlhabenden Gemeindemitglied gespendet, wurden ca. 40 Grabsteine des ersten Friedhofes, der aufgegeben worden war, eingelassen. Am 10. November 1938 wurde das Synagogengebäude beschädigt, die Inneneinrichtung zusammen mit den Ritualien vernichtet.

Das 1745 erbaute Synagogengebäude ist heute noch vorhanden. Es befindet sich in Privatbesitz und wird - nach diversen Umbauten - jetzt als Wohnhaus benutzt.

Auch das Vorhandensein einer „Judengasse“ (unweit der Synagoge) zeugt vom Wirken der Juden in Aub.

Standort der Synagoge:
Neuertgasse 12 (früher: „Untere Judengasse“)

Besonderheiten:
Mesusa-Spuren an der Eingangstür sind noch ganz deutlich erkennbar; das Vorhandensein eines Schulraumes über dem früheren Gebetsraum im Erdgeschoss kann man sich gut vorstellen.

Lage des Friedhofs:
im Ort (früher war hier das Ortsende)

Standort:
Von der Ortsmitte fährt man in Richtung Harbachweg. Gegenüber dem Haus Harbachweg Nr. 4 ist der Friedhofseingang

Zustand:
Sehr gepflegt. Das Ehrenmal für die jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkrieges ist im Sommer immer mit Blumen geschmückt.

Allgemeine Übersicht:
Nur ein Tor; ca. 30 Grabsteine (in drei Reihen) auf dem Friedhof; Grabsteine des alten, 1632 angelegten Friedhofes sind in die vom Tor aus gesehene linke Friedhofsmauer eingemauert (ca. 40 Grabsteine); Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Steinmauer rund um den Friedhof. Schräg gegenüber dem Friedhof - von der Stadtmitte aus gesehen rechts hinter der alten Stadtmauer, gegenüber dem alten Stadtturm - ist heute eine kleine, unbebaute, parkähnliche Fläche. Hier ist das Grundstück des alten, um 1880 aufgegebenen Friedhofes.

Ein schönes Denkmal, direkt an der Straße, im Jahre 1988 errichtet, erinnert heute an den Friedhof und an die ausgelöschte Gemeinde:

„ZUR ERINNERUNG AN DIE JÜDISCHE GEMEINDE IN AUB, DEREN ÄLTESTE BEGRÄBNISSTÄTTE SICH HIER SEIT 1632 BEFINDET. NOVEMBER 1988 STADT AUB“

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Bütthard

Hier existierte seit 1588, möglicherweise auch früher, bis zum Oktober 1937 eine Jüdische Kultusgemeinde.

Sie besaß eine 1812 erbaute Synagoge und ein großes Gemeindehaus mit Wohnungen. Das Gebäude wurde 1938 innen beschädigt, blieb jedoch in seiner Bausubstanz voll erhalten. Der Synagogenbau mit Gemeindehaus ist heute noch vorhanden. Er befindet sich in Privatbesitz und wird, nachdem einige Umbauten vorgenommen wurden, als Wohnhaus benutzt.

Eine Gedenktafel im Inneren des Rathauses erinnert heute an die jüdische Gemeinde Bütthard und ihre Synagoge: „Im MARKT BÜTTHARD existierte bis 1937 eine Jüdische Kultusgemeinde. Synagoge Marktplatz 3. Der Markt gedenkt seiner ehemaligen jüdischen Mitbürger. ZUR ERINNERUNG UND MAHNUNG“.

Standort: Marktplatz Nr. 3
Besonderheiten: Einige Originalfenster sind noch erhalten

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Eibelstadt

Hier existierte von 1583 bis 1654 eine blühende Jüdische Kultusgemeinde (1630 lebten 101 Juden in 9 Häusern am Ort, 1652 waren es noch 6 Familien und 1654 verließ der letzte Jude Eibelstadt). Sie besaß im sog. „Turmhof“ des Städtchens (der zeitweise auch „Judenhof“ hieß) ab 1591 eine Mikwe und ab 1610 eine Synagoge.

In dem früheren „Judengässchen“ (so hieß bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts eine Stichgasse, die von der Pfarrer-Manger-Gasse abzweigt), befand sich eine weitere, wohl jüngere Mikwe. Die Grundmauern des Gebäudes, in dem sich einst die Synagoge befand, sind heute noch erhalten. Das Gebäude selbst wurde jedoch nach der Vertreibung der Juden vollkommen umgebaut. Es befindet sich heute in Privatbesitz und wird als Wohnhaus genutzt.

Während die alte Mikwe von 1591, einst in einem heute noch vorhandenen Keller gelegen, zugeschüttet wurde, ist das jüngere Ritualbad in seiner Grundstruktur noch erhalten und befindet sich im Keller eines Wohnhauses. Außerhalb des Turmhofes besaßen die Juden seit 1603 eine „Judenschule“. Das Gebäude – bis heute erhalten – befindet sich im Hinterhof des Hauses Hauptstraße Nr. 61. Es wird gegenwärtig als Abstellraum genutzt.

Standort der ehemaligen Synagoge: Pfarrer-Manger-Gasse Nr. 6
Standort der „alten“ Mikwe (die urkundlich mehrfach erwähnt ist): Pfarrer-Manger-Gasse Nr. 10
Standort der „jüngeren“ Mikwe (urkundlich nicht erwähnt, aber heute noch gut erhalten vorhanden): Pfarrer-Manger-Gasse Nr. 12
Standort der „Judenschule“: Hinterhof des Hauses Hauptstraße Nr. 61.

Ab 1649 hatte die Eibelstadter Judenschaft einen eigenen Friedhof oberhalb des Ortes am Lerchenberg, nachdem dort schon seit den Schwedenunruhen 1631/34 Juden begraben worden waren.

Lage des Friedhofes: Judenbegräbnisplatz am Lerchenberg (im Volksmund „Judenwäldchen“ genannt; amtliche Bezeichnung „Im Judenleichhof“).
Standort: Von der Ortsmitte von Eibelstadt fährt man in Richtung Ochsenfurt. Bei der letzten Abzweigung vor dem Ortsende biegt man links nach Lindelbach in die Lindelbacher Straße ein. Diese fährt man nun immer weiter in die Weinberge hinein. Ca. 1,7 km nach dem Ortsende biegt man – kur vor der Hügelspitze – nach links ab (Schild: Tennis-Club) und fährt nun diesen Weg weiter, immer dem Hinweisschild zum Tennis-Club folgenden. Genau links gegenüber dem Tenniszentrum befindet sich der Friedhofseingang.
Zustand: Ordentlich
Allgemeine Übersicht: Das gesamte Areal des ehemaligen Friedhofes ist mit Bäumen recht dicht bewachsen, auch mit Sträuchern. Es ist kein einziger Grabstein vorhanden. Im Gelände stehen allerdings einige Grenzsteine und in der Mitte des Areals sehr großer Stein (natur). Das Gelände ist von einem ziemlich durchlässigen „lebenden Zaun“ in Form einer Hecke umgeben. Es wird jedoch durch ein Eisentor (mit einem Schild, das auf den Friedhof hinweist) symbolisch verschlossen.

Die Anwesenheit von Juden am Ort bezeugen ferner die früher üblich gewesenen Bezeichnungen „Judengässchen“ und „Judenhof“ sowie das gegenwärtig noch gebrauchte Wort „Judenwäldchen“. Ein weiteres Zeugnis jüdischen Lebens und Wirkens in Eibelstadt ist – neben zahlreichen Urkunden in verschiedenen Archiven – das Memorbuch der jüdischen Gemeinde zu Eibelstadt, das um 1610 angelegt worden ist.

Nach der Vertreibung der Juden aus dem Ort emigrierte der größte Teil der „Eibelstadter Juden“ nach Goßmannsdorf; das Memorbuch wurde dorthin mitgenommen. Dort wurden die Aufzeichnungen bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts fortgeführt. Ab 1937 war das Memorbuch verschollen. 1965 tauchte es in einem Antiquariat in London wieder auf und wurde vom „Zentralarchiv für die Geschichte des Jüdischen Volkes“ in Jerusalem erstanden. Eine Reproduktion des Werkes befindet sich seit 1990 wieder in Eibelstadt.

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Böttigheim

Hier existierte nachweislich bis 1908 eine Jüdische Kultusgemeinde (1833 lebten 7 jüdische Familien mit 28 Seelen am Ort, 1857/59 war die Zahl auf 6 Familien gesunken).

Sie besaß eine Synagoge, die – wie Urkunden belegen – im Jahre 1790 errichtet und danach im Jahre 1857 repariert wurde. 1908 wurde die Synagoge verkauft und danach abgerissen. Auf dem Synagogengrundstück wurde später eine Scheune errichtet.

Trotz sehr intensiver Recherchen gelang es bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, den Standort der Synagoge in Erfahrung zu bringen.

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Estenfeld

Hier existierte bis 1942 eine Jüdische Kultusgemeinde. Sie besaß eine im Jahre 1808 neu errichtete Synagoge (es gab wahrscheinlich schon vorher eine Synagoge am gleichen Platz), einen Schulraum und eine Mikwe.

Bis 1990 war die Synagoge in ihrer Bausubstanz noch vollständig erhalten. Sie befand sich in Privatbesitz und wurde als Wohnhaus genutzt.

1990 wurde das einstige Kultgebäude im Zuge eines Lebensmittelmarktumbaus mit Genehmigung des zuständigen Landratsamtes abgerissen. Von der ehemaligen Synagoge ist heute nichts mehr erhalten.

Standort:
Grundstück Untere Straße 2

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Gaukönigshofen

Hier existierte ab der Mitte des 18. Jahrhunderts (obwohl Juden schon ab dem 16. Jahrhundert am Ort anwesend waren) bis zum Jahre 1942 eine Jüdische Gemeinde.

Sie wohnte in einem Getto, wo sie ab 1768 eine Synagoge mit einer Mikwe im Keller hatte. Die Synagoge wurde 1790 erweitert und anschließend im Jahre 1842 einem umfassenden Um- bzw. Neubau unterzogen, später dann nochmals 1929 renoviert. Ab 1819 besaß die Gemeinde eine neue Mikwe, die zur damaligen Zeit sehr modern war; ab 1910 hatte sie dann noch ein an die Synagoge angebautes Gemeindehaus mit Lehrerwohnung, Schulraum und Frauensynagoge (im Obergeschoss) in ihrem Besitz.

1938 wurden die Inneneinrichtungen aller Gebäude (mit Ausnahme der neuen Mikwe) beschädigt, die Ritualien vernichtet. Am 28.06.1939 erwarb die Gemeinde Gaukönigshofen die Synagoge mit Schule und Lehrerwohnung. Synagoge mit Gemeindehaus und neue Mikwe sind heute noch vorhanden.

Die Synagoge diente bis 1988 als Wohnung mit angrenzendem Lagerhaus; danach wurde sie - nun wieder im Besitz der Gemeinde Gaukönigshofen - im Auftrag des Landkreises Würzburg renoviert und beherbergt ab dem 16.10.1988 die Gedenkstätte des Landkreises Würzburg für die in der NS-Zeit ermordeten Juden.

Der frühere Synagogenraum dient als Gedenkraum; er wurde - allerdings ohne Bima - fast originalgetreu renoviert; in den anschließenden Räumen - dem früheren Schulraum, der Lehrerwohnung und der ehemaligen Frauensynagoge - ist jetzt eine Dauerausstellung untergebracht.

Die Mikwe, 1819 errichtet, die noch fast vollständig erhalten ist (die Kacheln des Tauchbeckens sind noch im Original komplett vorhanden, zum Teil war die Bemalung an den Wänden gut zu sehen), hatte bis 1988 die Funktion eines Abstellraumes für einen landwirtschaftlichen Betrieb. Nach 1988 wurde sie renoviert und ist heute - im Besitz der Gemeinde - ein Kulturgut, das sehr anschaulich exemplarisch ein jüdisches Ritualbad zeigt.

An der Außenwand der Synagoge ist eine Bronzetafel installiert, die unter einem Davidstern folgende Inschrift trägt: „JÜDISCHE GEDENKSTÄTTE des Landkreises Ehemalige Synagoge Gaukönigshofen erbaut 1790 renoviert 1988“.

Standort der Synagoge:
Am Königshof 22 (früher „Judengasse 94“)

Standort der Mikwe:
Am Königshof 16 (früher Judengasse)

Besonderheiten:
Die Fenster der Synagoge - auch das halbe Rundfenster an der Ostwand - sind im Original erhalten; Spuren der Mesusa sind an der Tür sehr gut erkennbar; Aron Hakodesch renoviert, ebenso ein Teil der Innenbemalung der Synagoge.

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Geroldshausen

Hier existierte bis ca. 1941 eine Jüdische Gemeinde.

Sie besaß eine vor 1850 erbaute Synagoge und eine Mikwe. Das ehemalige Synagogengebäude ist heute noch vorhanden. Es befindet sich in Privatbesitz und wird - nach Umbaumaßnahmen - heute als Wohnhaus benutzt.

Standort:
Hauptstraße 12 (früher „Im Judenhof“)

Besonderheiten:
Bausubstanz noch fast vollständig erhalten; einige Originalfenster sind zugemauert, andere noch vorhanden.

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Giebelstadt

Hier existierte ab ca. 1740 bis 1941 eine Jüdische Kultusgemeinde. Sie besaß eine nach dem Plan von Zimmerermeister Johann Scheckenbach aus Giebelstadt 1911 neu erbaute Synagoge (eine erste, 1799 errichtete Synagoge war zu diesem Zeitpunkt unbrauchbar geworden und daher durch den Neubau ersetzt worden), ein Ritualbad und eine einklassige Schule.

Die Synagoge wurde am 10.11.1938 von Angehörigen der NSDAP und der SA demoliert und geschändet, die Ritualien wurden vernichtet, das Gebäude jedoch nicht abgebrannt. Es wurde im Sommer 1939 abgerissen, nachdem es vorher mit dem dazugehörigen Grundstück vom Vorgänger des jetzigen Besitzers gekauft worden war. An der Stelle der ehemaligen Synagoge, von der nichts mehr erhalten ist, steht heute ein Wohnhaus.

Eine (nach neuesten Erkenntnissen, die auf intensiven Recherchen beruhen, heute inhaltlich nicht mehr korrekte) Gedenktafel im Treppenhaus des Rathauses weist auf die frühere Existenz der Kultusgemeinde und ihrer Synagoge hin: „Im Gemeindebereich bestand bis 1941 eine jüdische Gemeinde. Die 1799 erbaute Synagoge wurde 1938 geschändet und 1944 abgebrochen. Der Markt GIEBELSTADT gedenkt seiner ehemaligen jüdischen Kultusgemeinde“.

Standort der Synagoge:
Mergentheimer Straße 20

Nach 1945 gab es in Giebelstadt kurzzeitig wieder eine jüdische Kultusgemeinde - eine sog. UNRRA-Gemeinde - die sich aus KZ-Opfern zusammensetzte, die hier auf ihre Auswanderung nach Israel oder in andere Länder in einem DP-Camp in der sog. „Ostsiedlung“ und in der „Westsiedlung“ warteten. Diese Juden hielten ihre Gottesdienste in einem ihnen eigens zu diesem Zweck zur Verfügung gestellten Haus ab, das früher der Menonnitengemeinde als Bethaus gedient hatte.

Nachdem sich die UNRRA-Gemeinde aufgelöst hatte und kein Bedarf mehr für eine Synagoge bestand, ging das Gebäude in den Besitz der evangelischen Kirchengemeinde über. Heute wird es als Wohnhaus genutzt.

Standort:
Mergentheimer Straße 31

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

Goßmannsdorf

Hier existierte vom Jahre 1510 bis zum Frühjahr 1938 eine Jüdische Kultusgemeinde.

Sie besaß eine 1765 erbaute Synagoge, ein Gemeindehaus mit Schulräumen und eine Mikwe. Die Innenausstattung der Synagoge und die Ritualien wurden 1938 vernichtet. Am 21.1.1939 wurde das Gebäude dann von der Gemeinde Goßmannsdorf gekauft. Die Synagoge ist heute noch (in Fragmenten) erhalten: Umgebaut (und erweitert) befindet sie sich als Wohnhaus in Privatbesitz.

Standort:
Hauptstraße 29

Besonderheiten:
Von der Synagoge sind zur Straßenseite (laut Auskunft der jetzigen Besitzer) nur noch Mauerreste erhalten; an der linken Seite des Hauses (gegenüber dem Garten) ist die bauliche Ausbuchtung, in der sich der Aron Hakodesch befand, noch sehr gut sichtbar, ebenso einige Originalfenster; auf dieser Seite ist also die ganze Wand fast vollständig im Original erhalten.

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Greußenheim

Hier existierte bis wahrscheinlich 1923 eine kleine Jüdische Kultusgemeinde.

Sie besaß eine 1850 erbaute Synagoge. Diese wurde im Jahre 1934 verkauft. Das Gebäude besteht heute noch. Es befindet sich in Privatbesitz und dient als Raiffeisen-Lagerhalle.

Standort:
Raiffeisenstraße 2

Besonderheiten:
Bausubstanz noch erhalten; Giebelfenster vermutlich im Original erhalten

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Höchberg

Hier existierte wahrscheinlich vom Beginn des 17. Jahrhunderts (gegründet von Jehuda Löb Ben Abraham Kaz s. A.) bis zu ihrer Vereinigung mit der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg im Jahre 1938 eine Jüdische Gemeinde.

Sie besaß zunächst eine 1661 errichtete Synagoge, die 1721 durch einen Neubau ersetzt wurde. Außer dieser 1721 erbauten und 1904 renovierten Synagoge (mit einer Frauensynagoge, die über eine separate Außentreppe zugänglich war) besaß die Kultusgemeinde Höchberg noch eine Mikwe, ein Schulhaus mit Internat, das von 1865 bis 1931 als „Israelitische Präparanden- und Bürgerschule“ (gegründet 1841 von Gemeinderabbiner Lazarus Ottensooser, der den Unterrichtsbetrieb in seiner Wohnung begann) benutzt wurde und einen 1821 angelegten Friedhof. Die Synagoge wurde in der Pogromnacht 1938 verwüstet, Inneneinrichtung und Ritualien zerstört.

Als Bauwerk besteht sie heute noch. Nach Umbauarbeiten bzw. diversen Anbauten wird sie jetzt als evangelische Kirche verwendet.

Standort:
Evangelische Kirche „Am Trieb“

Besonderheiten:
Bausubstanz insgesamt noch erhalten; einige Originalfenster erhalten; in der Kirche rechts neben dem Eingang sehr schöner Original-Chuppastein; in der Mauer gegenüber dem Eingang ist ein Stein mit hebräischer Inschrift angebracht. Eine Gedenktafel mit den folgenden Worten - links des Haupteinganges an der linken Ecke der Kirche angebracht - weist auf die Existenz der Synagoge hin: „Dieses Haus wurde 1721 als Synagoge der Jüdischen Kultusgemeinde Höchberg errichtet, 1938 ausgeraubt und ist seit 1951 Gotteshaus der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Höchberg.“

Ca. 100 m von der ehemaligen Synagoge entfernt, hügelabwärts auf die Hauptstraße des Ortes zu, befindet sich die ehemalige Jüdische Schule von Höchberg. Das Gebäude ist heute noch erhalten. Es befindet sich jetzt im Besitz der Gemeinde Höchberg.

Standort:
Sonnemannstraße 15

Auch hier weist – rechts neben dem Haupttor – eine Gedenktafel mit folgendem Wortlaut auf die Existenz der Jüdischen Schule hin: „Dieses Gebäude diente bis in die Tage des Schreckens der Jüdischen Kultusgemeinde als überregional bedeutende israelitische Präparanden- und Bürgerschule.“

Einige Häuser weiter bergauf - von der Ortsmitte wegführend - befindet sich auf der rechten Straßenseite ein sog. „Judenhaus“ = das Geburtshaus des Juden Leopold Sonnemann, des Begründers der Frankfurter Zeitung. Eine am Haus angebrachte kleine Tafel weist darauf hin.

Standort:
Sonnemannstraße 62.

Lage des Friedhofs:
Südliches Ortsende von Höchberg auf einem Hügel

Standort:
Von der Ortsmitte fährt man die frühere Ortsdurchfahrt in Richtung Tauberbischofsheim. Kurz vor dem Ortsende biegt man die letzte Straße links ab, fährt bis zum Stopp-Schild und biegt hier rechts ab. Gleich hinter dieser Abbiegung biegt man die nächste, steil bergauf führende Straße links ab („Am Trieb“). Man fährt diese bergauf, überquert die Straße „Am Judengarten“ und fährt noch ca. 30 m weiter. Hier ist rechter Hand der Friedhofseingang.

Zustand:
Gepflegt

Allgemeine Übersicht:
Kalksteinmauer rund um den Friedhof; ein einziges Tor (Eisengittertor) an der Nordseite; links vom Tor Gedenkstein, in die Mauer eingelassen; viele alte Grabsteine (ältester 1824); Grabstätte von Rabbiner Abraham Bing s. A.; rechts vom Eingang Grab des weltberühmten „Würzburger Raw“ Rabbiner Seligmann Bär Bamberger s. A. und seiner Ehefrau.

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Kirchheim

Hier existierte vom 16. Jahrhundert bis ca. 1908 eine Jüdische Kultusgemeinde.

Sie besaß ein 1667 erbautes Haus, in dem eine Synagoge, eine Schule und eine Mikwe untergebracht waren. Die Gemeinde löste sich vermutlich 1908 auf. Die Synagoge - ein 5,4 m langer und 6,5 m breiter Raum - im Obergeschoss des Hauses, vom jüdischen Künstler Elieser Sussmann künstlerisch ausgestaltet, wurde (zusammen mit dem ganzen Gebäude) 1910 verkauft und danach umgebaut.

Die Inneneinrichtung der Synagoge (und die Malereien) kamen in das Luitpold-Museum, wo sie später vernichtet wurden. Das ehemalige Synagogengebäude ist heute noch vorhanden. Es befindet sich in Privatbesitz und wird als Wohnhaus benutzt.

Standort:
Gartenstraße 3

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Oberaltertheim

Hier existierte ab ca. 1700 bis 1942 eine Jüdische Gemeinde.

Sie besaß eine 1727 errichtete „Judenschule“ (= Synagoge) auf dem Anwesen „Am Schützengässchen“. Diese wurde 1825 bei einem Ortsbrand vernichtet. Daraufhin erbaute die Gemeinde 1826/27 eine neue Synagoge, deren Inneneinrichtung 1938 zusammen mit den Ritualien fast völlig zerstört wurde.

Das geschändete Synagogengebäude wurde nach der Pogromnacht von der Gemeinde Oberaltertheim „käuflich erworben“ und anschließend zu einem Feuerwehrgerätehaus umgebaut.

In dieser Funktion wurde es von 1938 bis Mitte 1990 genutzt. 1987 war eine Gedenktafel mit folgendem Wortlaut an dem Gebäude angebracht worden: „Dieses Gebäude diente der jüdischen Kultusgemeinde OBERALTERTHEIM als Synagoge, deren Inneneinrichtung in der Pogromnacht 1938 zertrümmert wurde. Die Gemeinde Altertheim gedenkt ihrer ehemaligen jüdischen Mitbürger. ZUR ERINNERUNG UND MAHNUNG.“ Im Jahr 1989 wurde die Gedenktafel entfernt, im ersten Halbjahr 1990 wurde das ehemalige Synagogengebäude auf Betreiben der Gemeinde Altertheim abgerissen.

Standort:
Zaunlücke 2 (Ortsmitte)

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Randersacker

Hier existierte bis 1298 eine Jüdische Kultusgemeinde.

Sie wurde bei der „Rindfleisch-Verfolgung“ ausgerottet. Außer dieser urkundlich gesicherten Tatsache gibt es heute keine weiteren Zeugnisse jüdischer Vergangenheit mehr in Randersacker.

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Reichenberg

Hier existierte ab dem 17. Jahrhundert bis zum März 1942 eine Jüdische Kultusgemeinde.

Sie besaß eine 1797 erbaute Synagoge, ein Schulhaus mit Lehrerwohnung und eine Mikwe. Die Inneneinrichtung der Synagoge wurde am 24. November 1939 (!) von SA-Leuten zerstört. Danach wurde das Gebäude zunächst als Holzlager und später als Stofflager der Wehrmacht genutzt. 1949 wurde das Gebäude von der IRSO an die Katholische Kirche verkauft, die es von 1950-1972 als Kirche benutzte. Ab 1972 befindet sich das Bauwerk in Privatbesitz und dient bis heute als Wohnhaus.

Standort:
Schinderberg 11

Besonderheiten:
Tafel mit folgender Inschrift: „1797-1938 Synagoge, 1950-1972 Kath. Kirche St. Bonifatius.“

1988 wurde unter dieser Tafel eine weitere Tafel mit folgendem Text angebracht: „Zum Gedenken an unsere ehemaligen jüdischen Mitbürger „Wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt, nicht brennender geliebt haben.“ (Stuttgarter Erklärung der EKD, 1945) Reichenberg, den 9. November 1988. Evang.-Luth. Kirchengemeinde Reichenberg.“

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Remlingen

Hier existierte wahrscheinlich in den vergangenen zwei Jahrhunderten bis zum Ende des 19. Jahrhunderts (genaue Daten sind bis jetzt nicht bekannt) eine Jüdische Kultusgemeinde (nachweisbar lebten im Ort im Jahre 1832 26 Juden, im Jahre 1844 noch immer 4 Familien).

Sie besaß (durch Urkunden belegt) eine Synagoge (auch „Judenschule“ genannt) und eine Mikwe. Beide Gebäude wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts, kurz nach Auflösung der Kultusgemeinde, an Privatleute verkauft und am Anfang dieses Jahrhunderts abgerissen. Die beiden Grundstücke wurden bis heute nicht wieder bebaut.

Standorte: Synagoge (früher Haus-Nr. 148): Grundstück zwischen den Straßen „Lange Gasse“ und „Schlossgasse“. Mikwe (früher Haus-Nr. 108): Grundstück zwischen den Häusern „Untere Gasse“ Nr. 8 und Nr. 10.

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Rimpar

Hier bestand möglicherweise ab der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts bis 1942 eine Jüdische Kultusgemeinde.

Sie besaß eine 1729 erbaute und 1852 erweiterte Synagoge, eine Mikwe und ein Gemeindehaus mit Schulraum. Bereits 1819 wurde bei den „Hep-Hep-Unruhen“, die in Würzburg ihren Ursprung hatten, die Synagoge beschädigt.

Alle jüdischen Baulichkeiten wurden beim Novemberpogrom 1938 beschädigt. Selbst vor der 1922 neben dem Aron Hakodesch für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichteten steinernen Gedenktafel machte man keinen Halt.
Die Synagoge existiert heute noch. Sie befindet sich in Privatbesitz und wird als Lagerhalle benutzt. Ein Zugang zu dem Bauwerk ist unmöglich, da es vollkommen von anderen Bauten umschlossen ist, deren Eigentümer den Zugang zur ehemaligen Synagoge nicht gestatten. Eine 1989 im Innenhof des früheren Schlosses und heutigen Rathauses angebrachte Gedenktafel weist auf die Synagoge und die frühere Kultusgemeinde hin: „In Rimpar bestand bis 1942 eine Jüdische Kultusgemeinde, Synagoge Marktplatz 9, die in der Pogromnacht außen beschädigt und innen verwüstet wurde. Zur Erinnerung an unsere ehemaligen jüdischen Mitbürger.“

Standort der Synagoge:
Hinterhof des Anwesens Marktplatz 9 (unzugänglich!)

Besonderheiten:
Gebäude im Original noch vollständig erhalten; Chuppastein (= Hochzeitsstein) am Giebel („); Türmchen (hier war der Eingang zur Frauensynagoge) rechts am Gebäude (recht ungewöhnlich!); Originalfenster und -türen noch erhalten; im Inneren zerstörte Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges vorhanden; farbig sehr schön ausgestaltete Decke teilweise noch erhalten.

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Röttingen

Hier existierte bis ins 14. Jahrhundert hinein eine Jüdische Kultusgemeinde, die durch das Pogrom von 1288 sehr dezimiert und durch die Verfolgung von 1336 dann vernichtet worden war.

Sie besaß nachweislich eine Synagoge. Sie wurde anlässlich der sog. „Hostienschändung“ im Jahre 1288 bzw. der sich aus dieser üblichen Verleumdung entwickelnden „Rindfleisch-Verfolgung“ sehr stark dezimiert. Diese urkundlich gesicherten Tatsachen sind heute das einzige Zeugnis jüdischer Vergangenheit von Röttingen. Bis Oktober 1988 gab es ein Ölgemälde im Langhaus der Pfarrkirche Sankt Kilian, auf welchem die sog. „Hostienschändung“ durch Juden, die erfunden wurde, um diese ausrotten zu können, unter der Überschrift „Geschichte der siegenden Wahrheit“ in sechs Bildern und mit der darunterstehenden Inschrift „Der gestraften Bosheit. Dieses geschah hier in Röttingen im Jahre 1288“ dem Betrachter kommentarlos gezeigt wurde. Dieses antisemitische bzw. antijüdische Werk wurde im Oktober 1988 zunächst einmal aus der Pfarrkirche entfernt. Eine endgültige Entscheidung über seine zukünftige Verwendung und seinen künftigen Verbleib wurde bis Ende Dezember 1991 nicht getroffen.

Der Standort der Synagoge konnte, trotz intensiver Recherchen, bis heute nicht ermittelt werden.

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

Sommerhausen

Hier bestand ab der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum 28. Juli 1938 eine Jüdische Kultusgemeinde.

Sie besaß eine ca. 1819 erbaute Synagoge mit zwei Wohnungen. (Es hatte am Ort bereits vorher zwei Synagogen gegeben, von denen die ältere 1705 abgetragen und 1749 durch eine zweite ersetzt worden war, die dann vor 1819 ihrerseits abgebaut worden war). Sie wurde, obwohl hier ab 1928 keine Gottesdienste mehr stattfanden und sie 1938 bereits als Getreidespeicher diente, am Abend des 10.11.1938 durch SS-Angehörige beschädigt. Die Synagoge ist heute noch als Bauwerk voll erhalten, ebenfalls die Wohnungen. Sie befindet sich im Besitz der katholischen Kirche und wird, nachdem sie 1938 als Getreidespeicher und danach als Unterkunft für Arbeiterinnen, später auch als Möbellager gedient hatte, heute als katholische Kirche benutzt.

Standort:
Casparigasse 2

Besonderheiten:
Synagogenfenster (original); Eingangstür noch im Original erhalten; Frauenempore (renoviert) vorhanden; Aron Hakodesch hinter dem Altar gut erkennbar. Eine Gedenktafel mit folgendem Wortlaut weist heute auf die Existenz der früheren Synagoge hin: „Dieses Gebäude diente der Jüdischen Kultusgemeinde Sommerhausen als Synagoge. Zur Erinnerung an unsere ehemaligen jüdischen Mitbürger.“

In der Casparigasse gibt es außerdem mindestens zwei Häuser, die durch Spuren von Mesusen erkennen lassen, dass hier früher Juden gelebt haben.

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Tauberrettersheim

Hier existierte ab ca. 1700 bis 1937 eine Jüdische Kultusgemeinde.

Sie besaß eine 1845 neu erbaute Synagoge (die „alte“ Synagoge, deren Erbauungsdatum bereits 1817 nicht bekannt war, war wohl vorher abgetragen worden) und ein Ritualbad. Am Ort war von 1834-1899 auch eine eigene Religionsschule vorhanden.

Im Jahr 1936 wurde die Synagoge aufgegeben. Am 10. November 1938 zertrümmerten Angehörige der SA und SS die Inneneinrichtung; danach wurde das Synagogengebäude an die Gemeindeverwaltung verkauft. Das Bauwerk steht heute noch; nach mehrfachen Umbauten wird es nun als Wohnhaus genutzt.

Standort:
Judenhof 6

Besonderheiten:
Keller an der Vorderseite (Eingang); mehrere Originalfenster erhalten

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Unteralterheim

Hier existierte ab ca. 1700 bis 1937 eine Jüdische Kultusgemeinde.

Sie besaß eine 1845 neu erbaute Synagoge (die „alte“ Synagoge, deren Erbauungsdatum bereits 1817 nicht bekannt war, war wohl vorher abgetragen worden) und ein Ritualbad. Am Ort war von 1834-1899 auch eine eigene Religionsschule vorhanden.

Im Jahr 1936 wurde die Synagoge aufgegeben. Am 10. November 1938 zertrümmerten Angehörige der SA und SS die Inneneinrichtung; danach wurde das Synagogengebäude an die Gemeindeverwaltung verkauft. Das Bauwerk steht heute noch; nach mehrfachen Umbauten wird es nun als Wohnhaus genutzt.

Standort:
Judenhof 6

Besonderheiten:
Keller an der Vorderseite (Eingang); mehrere Originalfenster erhalten

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Untereisenheim

Hier existierte bis Juli 1938 eine Jüdische Gemeinde.

Sie besaß eine 1968 erbaute Synagoge. Diese wurde im Jahre 1938 verkauft und nach dem Kriege, nachdem sie längere Zeit als Getreidespeicher gedient hatte, abgerissen. Heute befindet sich an der Stelle, wo einst die Synagoge gestanden hatte, eine Autogarage, an die sich ein Gemüsegarten anschließt.

Standort:
Hadergasse 2

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Unterleinach

Hier existierte im 18./19. Jahrhundert – mit einiger Wahrscheinlichkeit aber schon früher – eine Jüdische Kultusgemeinde.

Urkunden besagen, dass im Ort im Jahre 1832 55 Juden und im Jahre 1971 noch immer 49 Juden lebten und der Gemeinde angehörten. Die Kultusgemeinde besaß eine Synagoge. Diese wurde nach dem Wegzug der jüdischen Bevölkerung und der damit verbundenen Auflösung der Kultusgemeinde um 1900 (Datum ist nicht sicher!) zunächst an Privatleute und später an die politische Gemeinde Unterleinach verkauft; sie wurde für verschiedene Zwecke benutzt, zuletzt als Dorfkühlhaus. Das frühere Synagogengebäude ist heute noch relativ gut erhalten. Es befindet sich jetzt in Privatbesitz und soll nach einer Renovierung als Wohnraum genutzt werden.

Standort:
Hinter dem (landwirtschaftlichen) Anwesen in der Rathausstraße 1 (Familie Weisenberger); zu erreichen auch über ein Grundstück in der Hauptstraße

Besonderheiten:
Bausubstanz insgesamt noch fast vollständig erhalten; alle Fenster und Türen im Original erhalten; Spuren des Aron Hakodesch gut erkennbar; verputzte große steinerne Fläche (Denkmal?) links von der Eingangstür; in dem Ort heute noch ein ganz hervorstechendes Gebäude!

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Veitshöchheim

Hier existierte ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts (die erste urkundliche Erwähnung von Juden erfolgte 1644) bis 1938 eine Jüdische Kultusgemeinde.
Sie besaß eine um 1727 erbaute Synagoge mit einem Schulraum (Cheder), einer Lehrer- und Vorsängerwohnung und einer Mikwe.

In der Pogromnacht 1938 wurde die Synagoge nicht zerstört, auch von Beschädigungen der Inneneinrichtung ist nichts bekannt; denn bereits im August 1938 war das Gebäude in den Besitz der Gemeinde Veitshöchheim übergegangen.

Es ist heute noch vorhanden. Nachdem die einstige Synagoge ab 1940 zunächst als Kfz-Abstellhalle, Feuerwehrdepot und ein Teil des Gebäudes auch als Wohnung genutzt worden war, wird sie – immer noch im Besitz der Gemeinde Veitshöchheim – ab Mitte 1992 als „Jüdisches Kulturmuseum und Synagoge“ eine einmalige neue Verwendung finden (zusammen mit zwei weiteren Gebäuden), nachdem sie ab 1986 einer gründlichen Restaurierung und Renovierung unterzogen worden war. Auch die (bis 1986 verschüttete) Mikwe wurde ausgegraben und wiederhergestellt; die Inneneinrichtung der Synagoge (Aron Hakodesch, Bima, Gedenktafel für die jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkrieges, u. a. m.) – sie war beim Auffüllen des Synagogenbodens, der unter Straßenhöhe lag, um 1940 einfach zertrümmert und der daraus gewonnene „Bauschutt“ als Füllmaterial verwendet worden – wurden mittlerweile restauriert. In Ausstellungen werden in verschiedenen Räumen des Synagogenbaus, aber auch der beiden anderen Gebäude des neuen Museumskomplexes mehrere Themen (z.B. die Geschichte des Gebäudes, Inhalt und Ablauf des jüdischen Religionsunterrichts, Stationen jüdischen Lebens, jüdische Feste, die einmaligen Funde aus der Genisa unter dem Dach des Synagogenbaues u. a. m.) als Dauerausstellungen dem Publikum vorgestellt werden.

Standort der Synagoge:
Mühlgasse 6

Besonderheiten:
Die Bausubstanz ist vollständig erhalten! Originaltüren und -fenster (zum Teil sogar noch mit bunten Scheiben), ebenso das Dach erhalten; an der Haustüre zum Haus Thüngersheimer Str. 19 (sog. Strausenhaus) – es gehört nicht zum Museumskomplex – Spuren der Mesusa gut erkennbar; sowohl die Synagoge, als auch das barocke, früher im jüdischen Besitz (der Familie Straus) befindliche Wohnhaus („Strausenhaus“), die früher zusammen mit dem dazwischenliegenden großen gemeinsamen Innenhof und dem Synagogenvorplatz im Westen einen eigenen, mit einer bis zu 4m hohen Mauer umschlossenen Gebäudekomplex bildeten, stehen jetzt unter Denkmalschutz. An der Synagoge wurden mehrere, später angebrachte Öffnungen (Fenster, Tor) inzwischen beseitigt. Auf der Seite des Synagogengebäudes, das an den Parkplatz grenzt, wurde eine Gedenktafel mit folgender Inschrift angebracht: „Synagoge 1727-1730 von der jüdischen Gemeinde erbaut und bis 1933 als Kultstätte genutzt.“

Standort des „Strausenhauses“:
Thüngersheimer Straße 19

Schräg nach vorne, links von der einstigen Synagoge befindet sich ein früher in jüdischem Besitz befindliches, 1739 erbautes Haus, in dem das „GENISAMUSEUM“ errichtet wird. Ein bedeutendes Zeugnis jüdischer Vergangenheit sind die heute noch hier im Dachboden vorhandenen Fresken, die das Laubhüttenfest als Thema haben (möglicherweise war hier früher eine Sukka) und weitere Malereien. Es ist sehr wahrscheinlich, dass hier im 18. Jahrhundert eine Betstube war, auf jeden Fall aber ein Rau, der für Kultische Handlungen genutzt wurde. Standort des „Genisamuseums“: Mühlgasse 8. Vor dem Genisamuseum, links vom „Strausenhaus“, befindet sich jetzt ein Neubau auf dem Grundstück eines früher ebenfalls in jüdischem Besitz befindlichen Hauses. Dieser Neubau – das „Seminargebäude“ – enthält einen einführenden Ausstellungsbereich, Archiv- und Depoträume und einen Saal für Veranstaltungen - den Seminarraum.

Standort des „Seminargebäudes“:
Thüngersheimer Straße 17

Synagogengebäude, Genisamuseum, Seminarbau und der größte Teil (2/3) des dazwischenliegenden, sehr schön gestalteten „Synagogenhofes“ bilden zusammen den Komplex „Jüdisches Kulturmuseum und Synagoge Veitshöchheim“.

Gemeinsam mit den zahlreichen, teilweise einmaligen Exponaten (z.B. den Genisafunden) sind sie, in dieser Art, in Deutschland, wenn nicht gar in Europa, wahrscheinlich einmalig!

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

 

Winterhausen

n die Anwesenheit von Juden an diesem Ort, wo es möglicherweise auch eine Jüdische Gemeinde gegeben haben kann, erinnert heute nur noch eine Flur-Bezeichnung mit dem Namen „Judenbühl“ und ein Wegpfad = Verbindungspfad zwischen Maingasse und Mittlerer Gasse mit dem Namen „Judenhöflein“.

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

Zell am Main

Hier existierte vom 19.07.1818 bis ca. 1908 eine Jüdische Gemeinde, deren weltliches und geistliches "Oberhaupt“ von 1818 bis 1860 Mendel Rosenbaum war. Er war es, der mit Hilfe seines Freundes, des Würzburger Oberrabbiners Bing den später weltberühmten „Würzburg Raw“ Seligmann Bär Bamberger nach Würzburg brachte.

Die Zeller Jüdische Gemeinde besaß eine Synagoge bzw. einen Betsaal, eine Mikwe im Keller des gleichen Hauses, eine Sukka und wahrscheinlich auch ein Schulzimmer. Die Gemeinde war im „Judenhof“ – einem kleinen Getto im säkularisierten Kloster Unterzell untergebracht. Außerdem soll es in Zell auch einen „Judenfriedhof“, also einen Begräbnisplatz gegeben haben, der jedoch heute nicht mehr auffindbar ist. Von der früheren Gemeinde ist noch einiges erhalten: Geblieben ist der Name „Judenhof“ mit den Zeichen der Mesusot an beiden Toren des einstigen Gettos – dem vorderen und dem hinteren (Wiesen)-Tor. Erhalten ist auch die Original-Bausubstanz der Sukkah mit Spuren der Mesusa an der Eingangstür; ebenfalls erhalten geblieben ist das Haus, in dem sich Betsaal, Schulsaal und Mikwe befunden haben. Auch hier sind Spuren der Mesusa zu erahnen. Erhalten geblieben ist auch ein Grundstück in halber Höhe der sog. „Neuen Straße“, das im Kataster heute noch den Namen „Judenfriedhof“ führt.

Standort der Gemeinde: Judenhof
Standort der Synagoge und der Mikwe: Judenhof, Haus Nr. 189

Lage des Friedhofs: Westhang links der Straße Unterzell-Margetshöchheim
Standort: Von der Ortsmitte des Marktes Zell fährt man in Richtung Margetshöchheim auf der Hauptstraße. In Höhe des Judenhofes biegt man von der Hauptstraße links in die Neue Straße ab, die man bis zum Ende des Straßenbelages weiterfährt, auch dann noch, wenn die geteerte Straße in einen befestigten Weg übergeht. Auf diesem Weg fährt man weiter bis zur ersten Gabelung, kurz hinter einer Steinbrücke. Das Grundstück rechts von der Brücke ist der ehemalige jüdische Friedhof.
Zustand: Heute Kleeacker – vom Friedhof ist nichts mehr erhalten.

Allgemeine Übersicht: Auf dem Kleeacker rechts der Steinbrücke soll in den Jahren 1800-1860 (Datum ist nicht gesichert!) ein jüdischer Friedhof existiert haben. Der 1927 verstorbene Oberlehrer der Volksschule Zell erzählte dem heute über 70 Jahre alten Heimatforscher Eduard Kohl, er habe als Kind noch zwischen den Grabsteinen gespielt.

Quelle: Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, Israel Schwierz

Die Zeller Laubhütte der Familie Rosenbaum

Informationspunkt für jüdische Kulturgeschichte

Fast hundert Jahre lang – von etwa 1822 bis 1909 – lebte Reb Mendel Rosenbaum (1783-1868), der „Judenbischof von Zell“, bzw. seine Nachfahren im säkularisierten Unterzeller Kloster, im so genannten Judenhof.
Im Anwesen Judenhof 1 a befindet sich auch eine original erhaltene Laubhütte, die im Besitz des Marktes Zell a. Main ist.

Der fast unberührte und gute Erhaltungszustand der Laubhütte in Zell sowie ihre langjährige Nutzung für Laubhüttenfeste bis zur Jahrhundertwende machen dieses Denkmal einzigartig in Deutschland. Es wurde als Informationspunkt für jüdische Kulturgeschichte von der Marktgemeinde Zell a. Main saniert und als wichtiges Zeugnis der kulturellen und religiösen Vielfalt unserer Heimat mit öffentlichen Mitteln gefördert. In der Unterzeller Laubhütte wird das fast 100-jährige Leben und Wirken der Familie Rosenbaum zur schwierigen Zeit der Judenemanzipation dokumentiert. Als Bildungs- und außerschulischer Lernort für jüdische Kulturgeschichte in Unterfranken dient die Einrichtung Generationen übergreifend dem Verständnis von jüdischer Kultur und Tradition.
Der Abschluss der Sanierung und die Eröffnung des Informationspunktes fand am 4. Oktober 2018 statt.

Führungen auf Anfrage:
Rathaus Markt Zell am Main, Tel.: 0931 46878-11 oder Fr. Annette Taigel, Mobil.: 0157 71706231

Quelle: Markt Zell